F.R.A.N.Z.-Projektleitung, Dr. Anne-Kathrin Schneider Hohenbrink, Jochen Hartmann und Holger Pfeffer
Bild: UMO
Vom 24 bis 28. September fand der 37. Deutsche Naturschutztag in Saarbrücken statt. Unter dem Motto „Europa natürlich verbunden“ sind Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Ehrenamt, Praxis und Verwaltung zusammengekommen, um gemeinsam über die Herausforderungen auf europäischer und nationaler Ebene zu diskutieren. Auch das F.R.A.N.Z.-Projekt war im Rahmen von zwei Veranstaltungen vertreten.
Bei der Posterausstellung zum Deutschen Naturschutztag 2024 stellte Dr. Anne-Katrin Schneider-Hohenbrink vom Thünen-Institut für Biodiversität erste Ergebnisse ihre Arbeit vor. Shie entwickelt einen Leitfaden, der Landwirt*innen dabei unterstützen soll den Zustand ihrer Blühstreifen einzuschätzen und bei Bedarf entsprechende Pflegemaßnahmen abzuleiten. Eine erste Version hat sie bereits mit unterschiedlichen Landwirt*innen getestet.
"Dank der Feedbacks der Landwirt*innen, die uns beim Leitfaden-Test unterstützt haben, wissen wir jetzt was gut funktioniert - die Einschätzung des Blühaspekts etwa - und wo noch Verbesserungsbedarf besteht, wie bei den Beschreibungen und Visualisierungen der Artenvielfalt."
Bild: Dr. Anne-Kathrin Schneider-Hohenbrink © UMO
Auch in einem Fachforum durften zwei F.R.A.N.Z.-Praktiker einen Beitrag leisten. Unter dem Motto „Viele Wege führen ins Blühfeld: wie wir Agrarnaturschutz in die Fläche bringen“ wurden kooperative Ansätze im Agrarnaturschutz vorgestellt und beleuchtet. Die Universität Göttingen führte mit dem Projekt Kooperativ in das Thema ein und erläuterte, dass Agrarnaturschutz auf Landschaftsebene gedacht werden sollte, dass aber auch viele kleine, sinnvoll vernetzte Flächen eine gute Wirkung haben können. Das Niederländische Modell wurde anhand des KoMBI-Projektes vorgestellt. Der Ansatz auf Landschaftsebene ermöglicht eine Flexibilisierung und mehr Spielraum für Landwirt*innen bei gleichzeitig geringerem Bürokratieaufwand und einer engeren Betreuung durch Beratungsstellen. Auch das Projekt MoNaKo basiert auf dem diesem Ansatz des Niederländischen Modells. Die Biodiversitätsmaßnahmen, die MoNaKo in ihren Kooperativen umsetzt, stammen teilweise aus dem F.R.A.N.Z.-Projekt.
Als Stimmen der Praxis erzählten Holger Pfeffer, Betriebsberater des F.R.A.N.Z.-Betriebes in Brandenburg, und F.R.A.N.Z.-Landwirt Jochen Hartmann aus Lüneburg von ihren Erfahrungen. Holger Pfeffer berichtete von seiner Arbeit mit kooperativen Ansätzen in Brandenburg, welches als Bundesland diese fördert und den Landwirten somit mehr Gestaltungsspielraum bieten möchte. Auch F.R.A.N.Z.-Maßnahmen werden im Rahmen der Kooperativen eingesetzt – zuletzt Alt-Luzernestreifen, die im F.R.A.N.Z.-Projekt seit zwei Jahren auf einigen Betrieben erfolgreich getestet wurden. Als Betriebsberater wünscht er sich, dass die Behörden mehr Aufmerksamkeit auf Biodiversitätsberatungsangebote lenken. Vielen Landwirt*innen sei nicht bewusst, dass Ihnen kostenlose Angebote für bestimmte Fragen zur Verfügung stünden.
Den Abschluss der Veranstaltung durfte Jochen Hartmann vom Hof Hartmann in Rettmer, Lüneburg, machen. Er erzählte von seinem Engagement im Bereich Biodiversität. Er nimmt seit 2017 am Projekt teil und seitdem hat sich vieles auf seinem Betrieb verändert.
Bild: Jochen Hartmann, F.R.A.N.Z.-Landwirt aus Lüneburg © UMO
Mittlerweile setzt er nicht nur neun verschiedene Naturschutzmaßnahmen aus dem Projekt um, er legte auch ein Agroforstsystem gegen Winderosion an und experimentiert seit diesem Jahr mit Dammkulturen. Denn die Ergebnisse aus dem F.R.A.N.Z.-Projekt haben ihm gezeigt, dass er die durch gezielte Maßnahmen die Artenvielfalt erhöhen kann. Damit sind die umgesetzten Biodiversitätsmaßnahmen mittlerweile zu einem wichtigen Betriebszweig geworden. Jetzt möchte er seine Berufskolleg*innen ebenfalls animieren und für Biodiversität begeistern. Ein wichtiger Punkt dabei: Landwirt*innen müssen auch mal Fehler machen dürfen, denn nur so kommen wir voran. „Wir scheitern uns hoch“, ist sein Motto, inspiriert von der Raumfahrtindustrie, in der abgestürzte Raketen als Erfolg gefeiert werden. Im F.R.A.N.Z.-Projekt ermöglichen wir unseren Landwirten diesen Gestaltungsspielraum. Jetzt gilt es, dass die Politik Hemmnisse im Förder- und Ordnungsrecht abbaut und gemeinsam mit der Landwirtschaft und dem Naturschutz die Biodiversitätsmaßnahmen auf die Fläche bringt!