Landwirt Marco Gemballa und und Betriebsberater Björn Rohloff erläutern wie landwirtschaftliche Betriebe die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft fördern können.
DBV/Mária Klaudies
Berlin, 24.1.2020
F.R.A.N.Z.-Projekt auf 13. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung
Wie sind konventionelle Landwirtschaft und Artenschutz vereinbar? Antworten auf diese Frage gaben F.R.A.N.Z.-Landwirt Marco Gemballa aus Mecklenburg-Vorpommern und Betriebsberater Björn Rohloff von der Stiftung Kulturlandpflege Niedersachsen auf dem 13. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung am Rande der Grünen Woche in Berlin. In dem Fachforum „Vielfältige Landschaft gemeinsam gestalten – Landwirte engagieren sich für die Biodiversität“ stellten Rohloff und Gemballa den mehr als 100 Teilnehmern vielfältige Erkenntnisse aus drei Jahren Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz im Rahmen von F.R.A.N.Z. sowie die Besonderheiten des Projektes vor: „Das F.R.A.N.Z.-Projekt hat Vorbildcharakter. Mit seinem umfassenden ökologischen und sozio-ökonomischen Untersuchungsansatz, seiner langen Projektlaufzeit von 10 Jahren und seiner bundesweiten Erprobung von Maßnahmen sowie seiner breit angelegten Öffentlichkeitsarbeit ist F.R.A.N.Z. beispielgebend für andere landwirtschaftliche Betriebe zur Förderung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, betonte Björn Rohloff.
Ein Erfolg des Projektes ist, dass ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Landwirtschaft und Naturschutz seit Projektbeginn erfolgt. So konnte Vertrauen aufgebaut und Akzeptanz für die andere Position entwickelt werden. Ergebnis dieser intensiven Kooperation ist die gemeinsame Entwicklung und Erprobung von Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft.
Einer der zehn landwirtschaftlichen Demonstrationsbetriebe ist in Vorpommern. Der Betrieb von Marco Gemballa zeigt, dass Landwirtschaft und Naturschutz vereinbar sind. Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Betriebsberatern setzt er im Rahmen des Projektes F.R.A.N.Z. verschiedene Naturschutzmaßnahmen auf seinen Feldern um. „Wir arbeiten gemeinsam mit der Forschung an der Integration von praxistauglichen und wirtschaftlich tragfähigen Naturschutzmaßnahmen in den betrieblichen Ablauf. Biodiversität ist für mich ein Betriebszweig. Deshalb müssen sich die Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt für mich als Landwirt ökonomisch darstellen, um damit ein Einkommen zu erzielen“, erläuterte Marco Gemballa den Teilnehmern auf dem Zukunftsforum Ländliche Entwicklung in Berlin.
Mehrjährige Blühstreifen als Lebensraum für Insekten und Wildtiere, Feldvogelinseln für bodenbrütende Vogelarten und Felderchenfenster als Start- und Landeplätze für Feldlerchen sind nur einige seiner Maßnahmen, die er auf seinem rund 500 ha großen Ackerbaubetrieb in Vorpommern anwendet. „Wir haben auf unserem Betrieb ein vielfältiges Artenspektrum mit Braunkehlchen, Kiebitzen, Neuntötern, Rotbauchunken, Feldhasen sowie vielen Pflanzenarten wie Malve, Lichtnelke, Natternkopf und Rainfarn. Das hat letzten Sommer geblüht, ein Traum! Und alles voller Insekten“, schwärmt Landwirt Gemballa. Im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projektes fördert Gemballa auf rund neun Prozent seiner Fläche die Lebensgrundlagen für Insekten und Feldvögel.
Jeder Demonstrationsbetrieb wird bei der Umsetzung der Maßnahmen, aber auch bei Fragen zur Finanzierung, Rentabilität und zu ordnungsrechtlichen Vorgaben betreut und naturschutzfachlich beraten. Den meisten Landwirten fehlt die naturschutzfachliche Ausbildung. Deshalb spielt die Beratung eine so wichtige Rolle. Auch die Hemmnisse im bestehenden Förder- und Ordnungsrecht wurden angesprochen. Sie zu identifizieren und Vorschläge für Optimierungen zu geben, damit mehr Landwirte zukünftig Biodiversitätsmaßnahmen umsetzen können, ist ebenfalls Teil des Projektes.
Was lässt sich nach drei Jahren Laufzeit für andere Landwirte außerhalb des Projektes festhalten? „Das Projekt ist jetzt schon aus meiner Sicht ein großer Erfolg. Schon allein der Ansatz hin zu einer Kooperation der Beteiligten ist für mich außergewöhnlich. Dies strahlt auf andere Landwirte aus und nur so ist zu erklären, warum das Interesse der Landwirte aus meiner Umgebung so groß ist. Es gibt sehr viele Landwirte, die gerne unter der Bedingung der ökonomischen Sicherheit auch Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität beitragen wollen“, betonte Gemballa. Björn Rohloff ergänzte, dass Agrarumweltprogramme entbürokratisiert und Hemmnisse im Ordnungsrecht abgebaut werden müssen, um Agrarlandschaften nachhaltig zu nutzen und gleichzeitig Lebensraum für eine große Artenvielfalt zu bieten.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion „Vernetzung, Dialog, Zusammenarbeit – gemeinsam Vielfalt stärken! Wie gelingt’s?“ diskutierten Sachsen-Anhalts Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert sowie Andreas Krug vom Bundesamt für Naturschutz und Eberhard Hartelt vom Deutschen Bauernverband. Ministerin Dalbert stellte klar, dass Landwirtschaft die biologische Vielfalt braucht und biologische Vielfalt die Landwirtschaft. Andreas Krug ergänzte, dass den Naturschutz und die Landwirtschaft mehr eint als trennt. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das „Holländische Modell“ zur regionalen Abwicklung von Agrarumweltmaßnahmen. In Sachsen-Anhalt wird dieses Modell im Rahmen eines Pilotprojektes seit Anfang 2020 praktiziert. Als Modellregion wurde die Magdeburger Börde ausgewählt. Im Fokus des Projekts stehen die gefährdeten Arten Rotmilan und Hamster und der Insektenschutz. Gemeinsam mit dem Landesbauernverband, der Kulturlandschaftsstiftung und der Verwaltung wurden drei Maßnahmen ausgewählt, die im Projekt angeboten werden sollen: Erbsenfenster, extensive Getreidestreifen und extensives Sommergetreide. Sachsen-Anhalt ist das erste Bundesland, das ein solches Modellprojekt begonnen hat. Bei erfolgreicher Testung des Modells soll es in der neuen EU-Förderperiode in die Praxis überführt werden. Das Modellprojekt dient der Vorbereitung der Ausgestaltung der Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) für die neue Förderperiode. Dabei sollen: die naturschutzfachliche Ausrichtung der Maßnahmen, die Ausgestaltung der vertraglichen Beziehungen zwischen dem Kollektiv und den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten sowie die administrative Umsetzung der Maßnahmen modellhaft getestet werden. Die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt übernimmt die Funktion als Kollektiv. In den Niederlanden können AUKM nur noch über gemeinsame Anträge in Anspruch genommen werden. Diese Anträge werden von Zusammenschlüssen – sogenannten Collectieven – gestellt. Einzelanträge sind dort nicht mehr möglich. Diese Form der gemeinsamen Beantragung der AUKM soll die Wirksamkeit der Maßnahmen deutlich verbessern, um dem Rückgang der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen entgegenzuwirken. Unter den Teilnehmern herrschte Einigkeit, dass dieses Modell beispielgebend ist und bundesweit etabliert werden sollte.
Das Fachforum „Vielfältige Landschaft gemeinsam gestalten – Landwirte engagieren sich für die Biodiversität“ wurde von der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft, dem Deutschen Bauernverband, der Umweltstiftung Michael Otto, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem nova-Institut und dem Bundesamt für Naturschutz veranstaltet.
Ein Erfolg des Projektes ist, dass ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Landwirtschaft und Naturschutz seit Projektbeginn erfolgt. So konnte Vertrauen aufgebaut und Akzeptanz für die andere Position entwickelt werden. Ergebnis dieser intensiven Kooperation ist die gemeinsame Entwicklung und Erprobung von Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft.
Einer der zehn landwirtschaftlichen Demonstrationsbetriebe ist in Vorpommern. Der Betrieb von Marco Gemballa zeigt, dass Landwirtschaft und Naturschutz vereinbar sind. Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Betriebsberatern setzt er im Rahmen des Projektes F.R.A.N.Z. verschiedene Naturschutzmaßnahmen auf seinen Feldern um. „Wir arbeiten gemeinsam mit der Forschung an der Integration von praxistauglichen und wirtschaftlich tragfähigen Naturschutzmaßnahmen in den betrieblichen Ablauf. Biodiversität ist für mich ein Betriebszweig. Deshalb müssen sich die Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt für mich als Landwirt ökonomisch darstellen, um damit ein Einkommen zu erzielen“, erläuterte Marco Gemballa den Teilnehmern auf dem Zukunftsforum Ländliche Entwicklung in Berlin.
Mehrjährige Blühstreifen als Lebensraum für Insekten und Wildtiere, Feldvogelinseln für bodenbrütende Vogelarten und Felderchenfenster als Start- und Landeplätze für Feldlerchen sind nur einige seiner Maßnahmen, die er auf seinem rund 500 ha großen Ackerbaubetrieb in Vorpommern anwendet. „Wir haben auf unserem Betrieb ein vielfältiges Artenspektrum mit Braunkehlchen, Kiebitzen, Neuntötern, Rotbauchunken, Feldhasen sowie vielen Pflanzenarten wie Malve, Lichtnelke, Natternkopf und Rainfarn. Das hat letzten Sommer geblüht, ein Traum! Und alles voller Insekten“, schwärmt Landwirt Gemballa. Im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projektes fördert Gemballa auf rund neun Prozent seiner Fläche die Lebensgrundlagen für Insekten und Feldvögel.
Jeder Demonstrationsbetrieb wird bei der Umsetzung der Maßnahmen, aber auch bei Fragen zur Finanzierung, Rentabilität und zu ordnungsrechtlichen Vorgaben betreut und naturschutzfachlich beraten. Den meisten Landwirten fehlt die naturschutzfachliche Ausbildung. Deshalb spielt die Beratung eine so wichtige Rolle. Auch die Hemmnisse im bestehenden Förder- und Ordnungsrecht wurden angesprochen. Sie zu identifizieren und Vorschläge für Optimierungen zu geben, damit mehr Landwirte zukünftig Biodiversitätsmaßnahmen umsetzen können, ist ebenfalls Teil des Projektes.
Was lässt sich nach drei Jahren Laufzeit für andere Landwirte außerhalb des Projektes festhalten? „Das Projekt ist jetzt schon aus meiner Sicht ein großer Erfolg. Schon allein der Ansatz hin zu einer Kooperation der Beteiligten ist für mich außergewöhnlich. Dies strahlt auf andere Landwirte aus und nur so ist zu erklären, warum das Interesse der Landwirte aus meiner Umgebung so groß ist. Es gibt sehr viele Landwirte, die gerne unter der Bedingung der ökonomischen Sicherheit auch Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität beitragen wollen“, betonte Gemballa. Björn Rohloff ergänzte, dass Agrarumweltprogramme entbürokratisiert und Hemmnisse im Ordnungsrecht abgebaut werden müssen, um Agrarlandschaften nachhaltig zu nutzen und gleichzeitig Lebensraum für eine große Artenvielfalt zu bieten.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion „Vernetzung, Dialog, Zusammenarbeit – gemeinsam Vielfalt stärken! Wie gelingt’s?“ diskutierten Sachsen-Anhalts Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert sowie Andreas Krug vom Bundesamt für Naturschutz und Eberhard Hartelt vom Deutschen Bauernverband. Ministerin Dalbert stellte klar, dass Landwirtschaft die biologische Vielfalt braucht und biologische Vielfalt die Landwirtschaft. Andreas Krug ergänzte, dass den Naturschutz und die Landwirtschaft mehr eint als trennt. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das „Holländische Modell“ zur regionalen Abwicklung von Agrarumweltmaßnahmen. In Sachsen-Anhalt wird dieses Modell im Rahmen eines Pilotprojektes seit Anfang 2020 praktiziert. Als Modellregion wurde die Magdeburger Börde ausgewählt. Im Fokus des Projekts stehen die gefährdeten Arten Rotmilan und Hamster und der Insektenschutz. Gemeinsam mit dem Landesbauernverband, der Kulturlandschaftsstiftung und der Verwaltung wurden drei Maßnahmen ausgewählt, die im Projekt angeboten werden sollen: Erbsenfenster, extensive Getreidestreifen und extensives Sommergetreide. Sachsen-Anhalt ist das erste Bundesland, das ein solches Modellprojekt begonnen hat. Bei erfolgreicher Testung des Modells soll es in der neuen EU-Förderperiode in die Praxis überführt werden. Das Modellprojekt dient der Vorbereitung der Ausgestaltung der Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) für die neue Förderperiode. Dabei sollen: die naturschutzfachliche Ausrichtung der Maßnahmen, die Ausgestaltung der vertraglichen Beziehungen zwischen dem Kollektiv und den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten sowie die administrative Umsetzung der Maßnahmen modellhaft getestet werden. Die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt übernimmt die Funktion als Kollektiv. In den Niederlanden können AUKM nur noch über gemeinsame Anträge in Anspruch genommen werden. Diese Anträge werden von Zusammenschlüssen – sogenannten Collectieven – gestellt. Einzelanträge sind dort nicht mehr möglich. Diese Form der gemeinsamen Beantragung der AUKM soll die Wirksamkeit der Maßnahmen deutlich verbessern, um dem Rückgang der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen entgegenzuwirken. Unter den Teilnehmern herrschte Einigkeit, dass dieses Modell beispielgebend ist und bundesweit etabliert werden sollte.
Das Fachforum „Vielfältige Landschaft gemeinsam gestalten – Landwirte engagieren sich für die Biodiversität“ wurde von der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft, dem Deutschen Bauernverband, der Umweltstiftung Michael Otto, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, dem nova-Institut und dem Bundesamt für Naturschutz veranstaltet.