F.R.A.N.Z.-Projekt untersucht Einflussfaktoren auf Samenbanken von Ackerwildkräutern im Boden intensiv bewirtschafteter Ackerflächen


Bild: Jochen Hartmann
Hamburg/Berlin/Göttingen, 27.05.2024
Ergebnisse aus dem F.R.A.N.Z.-Projekt

Für die Erhaltung und Wiederherstellung von Pflanzengemeinschaften sind Samenbanken im Boden landwirtschaftlich genutzter Flächen von großer Bedeutung. Sie repräsentieren die Artenvielfalt lebensfähiger Samen im Boden. Der Reichtum und die Zusammensetzung dieser Samenbanken werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projektes untersuchten Liesa Schnee, Dr. Laura Sutcliffe und Prof. Dr. Leuschner von der Universität Göttingen sowie Prof. Dr. Tobias Donath von der Universität Kiel drei dieser Faktoren: die Intensität der Bodenbearbeitung, die Lage im Feld und die Nutzung von Blühstreifen. Dabei fokussierten sich die Wissenschaftler*innen auf die Veränderungen der Ackerwildkräutersamenbanken in intensiv bewirtschafteten Ackerflächen vom Feldinneren zum Feldrand sowie unter Nutzung von Blühstreifen und den daran angrenzenden Feldern im Verhältnis zur oberirdischen Vegetation. Die Ergebnisse wurden im Journal Land unter dem Titel „Weed seed banks in intensive farmland and the influence of tillage, field position, and sown flower strips” veröffentlicht.

Hintergrund

Die Wirkung von Agrarumweltmaßnahmen hängt unter anderem von der Artenvielfalt in der Samenbank des Bodens ab. Derzeit dominieren konkurrenzstarke einjährige Ackerwildkräuter die Felder. Diese werden durch verschiedene ackerbauliche Faktoren wie Bodenbearbeitung und Düngung begünstigt. Die oberirdische Krautvegetation, die sich aus der Samenbank im Boden entwickelt, hängt wiederum von der Fruchtfolge und der aktuellen Bewirtschaftungspraxis ab. Während die Dynamik zwischen der oberirdischen Vegetation und der verbundenen Bodensamenbank von Ackerunkräutern gut untersucht ist, fehlten Studien zur Interaktion dieser dynamischen Beziehungen mit angrenzenden Blühstreifen.

Material und Methode

Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Wissenschaftler*innen der vorliegenden Studie die Zusammensetzung der Samenbank von Ackerflächen und Blühstreifen auf sieben bundesweit verteilten F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetrieben analysiert. An den untersuchten Feldern grenzten Blühstreifen, die sich in ihrer Breite und der verwendeten Saatgutmischung unterschieden. Durch die heterogene Stichprobe von Demonstrationsbetrieben und Blühstreifen konnten die Auswirkungen verschiedener Bewirtschaftungssysteme und der Anlage von Blühstreifen auf die Zusammensetzung der Samenbank verglichen werden.

Ergebnisse

Die Untersuchungen ergaben, dass Betriebe mit geringer Bodenbearbeitung, wie zum Beispiel mit Scheibeneggen, Schleppeggen usw., mehr Pflanzenarten und höhere Saatgutdichten in der Samenbank aufwiesen als Betriebe mit stärkerer Bodenbearbeitung durch Pflügen und Umwälzen des Bodens. Die Artenvielfalt und der Samenreichtum der Ackerunkräuter waren am Feldrand höher als im Feldinneren, wobei beides insbesondere innerhalb der ersten zwei Meter vom Feldrand zum Feldinneren kontinuierlich abnahm. Auf kurze Dauer angelegte Blühstreifen zeigten nur ein begrenztes Potenzial zur Anreicherung einer verarmten Samenbank mit natürlich vorkommenden oder sogar seltenen Ackerwildkrautarten auf. Erst ab 2 Jahren trat eine Verbesserung der Samenbanken bei eingesäten Blühstreifen auf. Angesichts der möglichen Zunahme und Dominanz von problematischen Krautarten (wie Weißer Gänsefuß, Krause Ampfer, oder Hühnerhirse) auf Blühstreifen empfehlen die Autor*innen eine strenge Beobachtung der Blühstreifen, insbesondere auf fruchtbaren Böden, sowie die Möglichkeit für ein schnelles Eingreifen bei Verunkrautung. Denn der Einsatz von Herbiziden zur Kontrolle des Unkrautwachstums auf Blühstreifen könnte den positiven Nutzen der Blühstreifen für den Naturschutz überwiegen.

 

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Schnee L., Sutcliffe L.M.E., Leuschner C., Donath T.W. (2023): Weed seed banks in intensive farmland and the influence of tillage, field position, and sown flower strips. Land 12 (04): 926.
DOI: 10.3390/land12040926