Unter dem Titel „Auswirkungen von Biodiversitätsmaßnahmen auf die Segetalflora auf intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen“ veröffentlichen Dr. Laura M.E. Sutcliffe und Prof. Dr. Christoph Leuschner von der Universität Göttingen Ergebnisse aus der ökologischen Begleitforschung bezüglich Maßnahmeneffekte auf die Vegetation. Die wissenschaftlichen Untersuchungen der F.R.A.N.Z.-Maßnahmen zeigen, dass ein deutlicher Anstieg in der Deckung wie auch in der Diversität von Ackerwildkrautarten im intensiven Ackerbau erreicht werden kann – vorausgesetzt diese sind mit der Landwirtschaft abgestimmt.
Material und Methoden
In der Studie werden die Ergebnisse einer über vier Jahre laufende Untersuchung zur Wirksamkeit von fünf im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projektes umgesetzten Aufwertungsmaßnahmen auf die Ackerwildkrautvegetation präsentiert. Untersucht wurden die Maßnahmen Extensivgetreide mit und ohne Untersaat, Brache, Mehrjährige Blühstreifen und Blühendes Vorgewende. Dafür wurde jährlich die Ackervegetation in Maßnahmen- und Kontrollflächen (Wintergetreide) auf neun der zehn F.R.A.N.Z.-Betriebe untersucht, wobei die Erfassung der Aufnahmeflächen einmal im Jahr mit der Ansprache aller Pflanzenarten und Schätzung ihrer Deckung erfolgten. Zusätzlich wurden die Ackerkrautarten in drei Kategorien unterteilt: Indikatorarten für Ackerflächen von hohem Naturwert (High-Nature-Value-Arten (HNV-Arten)), charakteristische Ackerwildkräuter und dominante Unkräuter. Im Wesentlichen bestand die Untersuchung aus drei Analysen: Dem Vergleich zwischen den ausgewählten Maßnahmen im Jahr 2019, die Berechnung der prozentualen Häufigkeitsunterschiede zwischen Extensiv- und konventionellem Getreide aus allen Betrieben und Jahren sowie die Berechnung der kumulierten Pflanzenartenvielfalt auf sechs Betrieben über den Zeitraum 2016–2020.
Ergebnisse
In den untersuchten Biodiversitätsmaßnahmen wurde u. a. im Mittel mindestens doppelt so viele Pflanzenarten im Vergleich zur Kontrolle im konventionell bewirtschafteten Acker gefunden, sowohl am Feldrand als auch in der Feldmitte. Gegenüber den bewirtschafteten Ackerrändern als Kontrolle wiesen die Blühstreifen im Mittel um 175 % (26,0 Arten), die Vorgewende um 132 % (21,9 Arten) und die Extensivgetreideflächen um 114 % höhere Artenzahlen auf (20,2 Arten). Während Blühstreifen die Gesamtzahl der Pflanzenarten deutlich erhöhen, fördert die Maßnahme Extensivgetreide insbesondere die Segetalflora und HNV-Indikatorarten, ohne eine Dominanz von Unkrautarten zu verursachen. Im Bereich der Diversität auf Betriebsebene hat ein signifikanter Anstieg im Artenpool seit Maßnahmeneinführung stattgefunden. Arten mit einer positiven Bilanz wurden im Durchschnitt häufiger in den Extensivgetreide-Maßnahmenflächen festgestellt als in den Kontrollflächen im konventionell bewirtschafteten Wintergetreide.
Fazit
Die vorliegenden Ergebnisse hinsichtlich der hohen Wirksamkeit der untersuchten Maßnahmen reichen allerdings nicht aus, um biodiversitätsfördernde Maßnahmen in der konventionellen Agrarwirtschaft breitflächig zu implementieren: Um die Akzeptanz von wirksamen Biodiversitätsmaßnahmen in der intensiven Landwirtschaft zu erhöhen, müssen die Agrarumweltprogramme für Landwirte sowohl finanziell als auch hinsichtlich der Umsetzbarkeit attraktiver gemacht werden.
Der vollständige Artikel kann hier bestellt oder unter franz@umweltstiftungmichaelotto.org angefragt werden.
Sutcliffe L.M.E., & Leuschner C. (2022) Auswirkungen von Biodiversitätsmaßnahmen auf die Segetalflora auf intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen - Ergebnisse aus dem F.R.A.N.Z.-Projekt. Naturschutz und Landschaftsplanung 54 (06): 22-29. DOI: 10.1399/NuL.2022.06.02